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(Bericht von ComicsBox.de vom 10.10.2009)

Literatessen
Lesung und Gespräch mit Menü
am 24. Mai 2009 in Berlin
im Ratskeller Reinickendorf

Alexander Kulpok Publizist, Medienberater, Moderator und Chefredakteur der „Reinickendorfer Zeitung“ erinnerte bei diesem Literatessen an Jack Morlan, der nach Ende der Blockade im Sommer 1949 in Berlin erschien. Die wöchentlichen Romanhefte für 30 Pfennig begeisterten Jung und Alt in beiden Teilen der Stadt. Andere Heftreihen wie Tom Brack, Hans Warren oder John Webb folgten. Alle waren kurzlebig. Mit dem Wirtschaftswunder stiegen die Ansprüche und das letzte Heft musste ein Fan – Dieter Huschbeck – selbst schreiben.

Dieter Huschbeck war im Ratskeller Gesprächspartner von Alexander Kulpok. Für Morlan-Fans war es eine sehr unterhaltsame und interessante Veranstaltung.

Das Menü eine gelungene Hommage auf Jack Morlan: Opiumhöhle (Aperitif), Mister X (Vorspeise), Sieben Teufel (Hauptgang) und Londoner Nebel (Dessert).

 

Alexander Kulpok ist ein begeisterter Jack Morlan-Fan.

 

Das „Morlan-Menü“ kam bei den Besuchern gut an.

 

 

 

 

Interessante Gespräche nach den Lesungen.

 

Jack Morlan-Freunde unter sich.

Der nachfolgende Artikel ist in der Reinickendorfer Zeitung erschienen:

Jack Morlan:
Der Detektiv für 30 Pfennig

Vor 60 Jahren erschien Woche für Woche ein Fall

Das Unheimliche am „Unheimlichen“ ist heute sein Preis. Bei „eBay“ wird der erste von insgesamt drei Hardcover-Romanen des Meisterdetektivs Jack Morlan für rund 500 Euro angeboten. Damals, Weihnachten 1949, kostete „Der Unheimliche“ ganze 2,85 D-Mark – Auflage: 12.351 Exemplare. Noch eindrucksvoller – weil total real und ständig von Sammlern gesucht – sind die heutigen Preise für Jack Morlan-Nadeln, die vom Verlag an treue Leserinnen und Leser in verschiedenen Ausfertigungen vergeben wurden. Für zehn Titelleisten der 30-Pfennig-Hefte erhielt der Einsender vor 60 Jahren eine Nadel – eine Investition von drei D-Mark. Diese Nadeln werden jetzt zu Preisen zwischen 300 und knapp 1.000 Euro gehandelt.

 

 

 

Jack Morlan – Detektiv für 30 Pfennig.

 

 

 

 

 

 

 

 

Heute 500 Euro wert:
Der erste Morlan-Hardcover.

 

Dieter Huschbeck schrieb das
letzte Morlan-Heft selbst.

 

Wenige Wochen nach Beendigung der Blockade erschien im Sommer 1949 das erste Heft der Reihe „Jack Morlan – der Meisterdetektiv“. Berlins Jugend verschlang die 32 Seiten starken DIN-A4-Hefte, deren Umschläge der Zeichner Willi Kohlhoff nach den Anweisungen des Autors und Verlagsleiters Hermann Gerstmayer anfertigte. Jede Woche erschien ein neues Heft mit einem abgeschlossenen Kriminalfall, den der luzide Brite Jack Morlan gelöst hatte, unterstützt von seinem braven Assistenten Bill Snowden. Eine Konstellation nach bewährtem Muster à la Sherlock Holmes. Bereits in Heft Nummer 7 konnte die Jack Morlan-Redaktion, die zunächst in der Kreuzberger Alexandrinenstraße residierte, mitteilen: „Das große Gerechtigkeitsgefühl, die bedingungslose Hilfsbereitschaft, Menschenliebe, Energie und Tatkraft – Jack Morlans hervorragendste Charaktereigenschaften – haben ihm schnell die Sympathie seiner Leser erworben.“ Der kaufmännische Erfolg der Morlan-Hefte, deren wöchentliche Auflage bald 10.000 überstieg, ermöglichte 1950 den Umzug von Verlag und Redaktion aus Kreuzberg in eine Villa an der Messelstraße in Dahlem. Hinter diesem Morlan-Boom, der schon im Laufe des Jahres 1951 zerrann, steckte ein Familienbetrieb. Hinter dem Autorenpseudonym Freddy Weller verbargen sich mehrere Männer – Otto Bruno Burkhardt, Fritz Klein, Helmut Nolte (der zuweilen auf die Rückwärtsschreibweise seines Namens als „Tumleh Etlon“ auswich), vor allem aber Hermann Gerstmayer, der seit 1919 Romanhefte und Trivialgeschichten schrieb und in der NS-Zeit mit seinen Groschenromanen oft genug das Lied der braunen Diktatur sang. 1949 interessierte das offenbar niemanden. Der Untergang von Jack Morlan kam schnell und nicht unerwartet. Die erste Serie umfasste 75 Hefte. Serie zwei und drei folgten, bis der markante Morlan-Kopf vom Titelblatt verschwand. Die Konkurrenz war zu groß – das Publikumsinteresse im beginnenden Wirtschaftswunder zu gering. Ende 1952 wurde die Reihe eingestellt. Das letzte Heft Nummer 15 der dritten Serie schrieb ein Morlan-Fan, um das Leben des Meisterdetektivs zu verlängern: Dieter Huschbeck, der heute zusammen mit alten Freunden und Morlan-Nadelträgern die Erinnerung an das erfolgreiche, aber kurze Leben des ersten Berliner Nachkriegsdetektivs aus London wachhält.

 

Hinweise zum Morlan-Artikel:

Nur der erste Großroman „Der Unheimliche“ war ein Hardcover. Die beiden anderen Großromane waren Broschüren mit Schutzumschlag.
 
Die Morlan-Hefte hatten DIN-A5-Format und nicht DIN-A4.
 
Unterstützt wurde Jack Morlan von seinem braven Assistenten „Frank Stones“ und gelegentlich von „Bill Snowden“.

Jack Morlan ist eine der Kultserien der Nachkriegszeit –
ein kleiner Vorläufer von „007“.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Jack Morlan-Nadeln sind eine Sammlerrarität

 

Bei Einsendung von 10 abgeschnittenen Romanheft-Titelleisten gab es vom Verlag eine rotblaue bzw. blauweiße Anstecknadel. Die rotweiße Nadel soll es angeblich nur einmal geben.

Die Anstecknadeln sind sehr selten. Daher ist auch eine Preisangabe, wie bei allen Raritäten, schwierig.

 

Helden für 30 Pfennig. Von Billy Jenkins über Jack Morlan bis Jerry Cotton. Die Heftromane nach 1945.
15. Oktober 2012, Heimatmuseum Reinickendorf. Dr. Thomas Kramer, Alexander Kulpok

Redaktionelle Bearbeitung:

Rainer Scherr, ComicsBox.de

Artikel:

© Alexander Kulpok
RZ Reinickendorfer Zeitung / 2. Jahrgang, 5. Ausgabe / Juli 2009

Fotos:

© RZ, Kulpok, Laubisch und Scherr

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